Wie sieht die Zukunft der Stadt aus wirtschaftlicher Sicht aus?
„Wie kann sich unsere Stadt Bergisch Gladbach aus wirtschaftlicher Perspektive entwickeln? Welche Branchen haben das entsprechende Zukunftspotential? Wie sehen die Konsequenzen für den Standort aus? Und welche Rahmenbedingungen müssen wir schaffen?“ Diesen und anderen Fragen widmete sich die Initiative „Leben und Arbeiten in Bergisch Gladbach (ILA-GL)“ bei einem Kamingespräch in der Villa Zanders.
Industrie 4.0 als eine Chance?
Wolfgang Maus, Senior Advisor bei emitec, präsentierte zunächst eine gesamtübergreifende Perspektive, worauf Wohlstand und Wachstum gründen. Sein kurzer volkswirtschaftlicher Exkurs widmete sich den Zusammenhängen von verfügbarer Energie, ihrer Nutzung durch Technologie bei entsprechender Infrastruktur sowie einer Bevölkerungsstruktur mit guter Ausbildung. Sein Vorschlag: Um ein attraktiver Standort für anspruchsvolles Gewerbe – Stichwort Industrie 4.0 – zu sein, sind Investitionen in Bildung sehr vielversprechend, wie das Beispiel Aachen, häufig als deutsches Silicon Valley bezeichnet, zeigt. Er regte an, ein Bildungszentrum für die Anforderungen von Industrie 4.0 aufzubauen, in Kooperation und mit Erweiterung der FHDW.
Fehlende Perspektiven für ansässige Unternehmen
Besonders lebhaft diskutierten die zahlreich erschienenen Unternehmer, Selbständigen und Freiberufler über einen teilweise überraschenden Vergleich Bergisch Gladbachs mit ähnlich großen Städten in NRW (Witten, Siegen, Moers). Ausgearbeitet vom ILA-GL-Arbeitskreis „Vision“ und vorgestellt von Karlheinz Kockmann, ehemaliger Vorstand der Praktiker AG, zeigte der Bericht, dass Bergisch Gladbach in vielerlei Hinsicht gut aufgestellt ist: ein überdurchschnittliches Einkommen der Privathaushalte, die höchste Anzahl steuerpflichtiger Millionäre und eine sehr hohe Kaufkraft. Auffällig ist die hohe Anzahl von Gewerbebetrieben an der Strunde bei sehr geringen Beschäftigtenverhältnissen. Das heißt, viele Betriebe haben weniger als drei Mitarbeiter und sind eine Ursache für das unterdurchschnittliche Aufkommen an Gewerbesteuer. Das liegt zum einen an der Historie und Wirtschaftsstruktur, zum anderen an den verteilten und kleinteiligen Gewerbeflächen. Ein zweiter Aspekt: Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter in den Betrieben hat Bergisch Gladbach ein überdurchschnittliches Aufkommen an Ein- und Auspendlern. Das ist eine der Ursache für die extremen Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur. Hier zeigen sich die zwei Seiten unser Stadt: Wirtschaftsstandort und (!) Wohnort. Dabei wurde deutlich kritisiert, dass die verfügbare Menge an Flächen für Wachstum und Expansion zu gering sei. Einige Unternehmen erzählten von ihren eigenen Problemen – und den Überlegungen, ins rechtsrheinische Köln oder nach Overath abzuwandern.
Um die Rahmenbedingungen für Wachstum und Wohlstand der gesamten Stadt zu verbessern, so das Fazit, soll in drei Richtungen weiter gedacht werden:
• Wie können Flächendefizite beseitigt werden?
• Wie kann die Infrastruktur entwickelt werden?
• Und wie lässt sich über neue Ausbildungsangebote zusätzliche Attraktivität schaffen?
ILA-GL wird sich weiter mit diesen Fragen beschäftigen.